Bundesbahn 'Die DB der 80iger'
602 Andernach - Mayen - Gerolstein
Streckenchronik
Am 6. Mai 1881 erteilte der Minister der Eisenbahndirektion Köln den Auftrag zur Vorerhebung einer Eisenabahnverbindung von Gerolstein nach Mayen oder Remagen. Es sollte eine Verkehrserschließung mit einer Anbindung der zahlreichen Lagerstätten von Basalt, Lava, Trachyl und Tuff verbunden werden. Dabei sollte die Querverbindung über die bereits bestehende Ahrtalbahn oder von Mayen aus Gerolstein an die Rheinschiene anbinden. Man entschied sich für die Variante nach Mayen, da somit ein stärker besiedeltes Gebiet erschlossen werden konnte. Die Planungen waren 1883 abgeschlossen. Bis zum Baubeginn vergingen weitere 5 Jahre. Am 15. Mai 1895 wurde schließlich die Strecke feierlich eröffnet.
Erst in der zweiten Hälfte des zweiten
Weltkrieges wurde die Eifel Ziel von Luftangriffen. Bis dahin verliefen die
Kriegsjahre sehr ruhig. Ende 1944 war nur ein eingeschränkte Zugverkehr
möglich. Die Ardennenoffensive bescherte der Strecke in den Relationen
Andernach - Mayen - Daun - Gerolstein und Koblenz - Wengerohr - Daun -
Gerolstein strategische Bedeutung. Es folgte ein Winter mit zahlreichen
Luftangriffen. Die Mayener werden den 28. Februar 1945 in trauriger Erinnerung
behalten. An jenem Tag flogen 66 B-26 Bomber über ihre Stadt hinweg und luden
188 Tonnen ab. Am 8. März 1945 war mit der Befreiung Mayen durch amerikanische
Truppen dem Spuk ein Ende gesetzt. Die Zerstörungen waren nicht übermäßig.
Neben der Pelmer Kyllbrücke und dem Mayener Viadukt waren keine großen
Schäden verzeichnet.
Die Strukturschwachheit der Region Eifel brachte 1954 die Stationierung der ersten Schienenbusse in Deutschland mit sich. Die im Bw Jünkerath beheimaten Fahrzeuge waren für den Einsatz auf der Strecke Jünkerath - Dümpelfeld - Adenau vorgesehen, kamen jedoch in einem Abstecher auf den Streckenabschnitt Gerolstein - Daun erstmals zum Einsatz. In den folgenden Jahren wurden die Schienenbusse der Bauart VT 95 zum gewohnten Bild auf der Eifelquerbahn. Der letzte Dampfzug stellte der 7259 von Laubach-Müllenbach nach Andernach dar.
Bedingt durch den behelfsmäßigem Wiederaufbau der Pelmer Kyllbrücke wurde der durchgehende Güterverkehr auf der Eifelquerbahn nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr aufgenommen. Seither ist Daun Zentrum des regionalen Güterverkehr. Mit dem Sommerfahrplan 1968 kamen im Güterverkehr über Wengerohr fabrikneuen 290er nach Daun. Von Daun aus wurden die Tarifpunkte Darscheid, Utzerath, Ulmen und Uersfeld bedient. Von Gerolstein wurde bis Hohenfels gefahren. Die Relation Mayen - Daun wurde bis zum 31. Mai 1975 mit Mayener Maschienen der Baureihe 50 aufrechterhalten. Fortan war die V100 hier anzutreffen. Bis 1988 waren es die Maschinen vom Bw Koblenz-Mosel, die später vom Bw Gießen ihren Einsatz treu blieben. Mit der Stillegung des Güterverkehrs Wittlich - Daun in Jahr 1988 änderte sich das Bild in dem nun die Trierer 216er von Gerolstein bis Ulmen eingesetzt wurden.
1974 wurden erstmals Stillegungspläne der DB
bekannt. Mit dem '10.000 km-Programm' wurden eine Einstellung des
Eisenbahnverkehrs zwischen Kall und Ehrang in Aussicht gestellt. Es hagelte
natürlich massive Proteste, doch ganz ließ sich die Stilllegungswelle nicht
von der Eifel fern halten. Mit der Einstellung des Personenverkehrs zwischen
Wittlich und Daun im Jahre 1981 und der 1983 folgenden Einstellung zwischen
Koblenz und Mayen wurde die Relation Gerolstein - Mayen - Andernach zweier
wichtiger Anschlußverbindungen beraubt. Dies äußerte sich nicht positive auf
die Fahrgastzahlen. Verloren war damit die Möglichkeit der Direktverbindung
nach Koblenz. Man bekundete zwar politischen Willen zur Vermeidung einer
Streckenstillegung. Insgeheim war jedem klar, das in der Situation zu Beginn der
80iger Jahre der Eifelquerbahn ein der Hunsrückquerbahn ähnliches Schicksal
blühen kann. Die A1/A48 liegt so nahe und stellt für den Individualverkehr
unbestritten die bessere Verbindung nach Koblenz dar. Was sollte die Strecke
also retten? Der Güterverkehr hielt in diesem Fall den Betrieb aufrecht. Die
zahlreichen Gründen im Raum Mayen,
sowie der Holzverkehr brachten Grundlasten
auf die Schiene. Im April 1985 verzeichnete man auf dem Abschnitt Mayen -
Gerolstein eine Abfuhr von 20.000 Festmeter Holz. 211 Doppeltraktionen waren
hier an der Tagesordnung. Im Personenverkehr zeichnete sich die Verkehrspolitik
der DB durch geschickte Fahrplanzeiten aus. Das Kursbuch 1986/87 verzeichnete
zum Beispiel Montags bis Freitag zwei durchgehende Zugpaare zwischen Mayen Ost
und Gerolstein (Mayen Ost ab: 5:24 & 13:37). Dabei konnte die zweite
Verbindung mit einem Übergang von 60 Minuten in Mayen Ost erreicht werden. Mit
den zwangsläufig wenigen Fahrgastzahlen und der Abgeschiedenheit wurde der
Eisenbahnalltag auf dieser Strecke Ende der 80iger Jahre zum Geheimtipp. Am 11.
Januar 1991 endete das Vergnügen der Reise auf der Eifelquerbahn mit der
Stillegung des Abschnittes Mayen - Gerolstein.
Im Abschnitt Andernach - Mayen waren Mitte der 80iger Jahre die 212er und Einheiten aus 4-achser Umbauwagen Alltag. Auf dem Abschnitt Mayen - Gerolstein waren zu jener Zeit 211 mit Silberlingen sowie Schienenbusgarnituren im Plandienst eingesetzt.
Streckenleben
Die sehr dürftig ausgestalteten Fahrplanzeiten auf der Kursbuchstrecke in den späten achtziger Jahren machte die Fahrt über die Eifelquerbahn zum Tagesausflug. Die geringe Anzahl an Fahrgästen, betuchte Fahrzeuge und ein seit Jahren eingespielter Betriebsalltag ließen die Fahrt zum unvergessenen Alltagserlebnis werden. Selbst war ich in jener Zeit dreimal (16.7.1987, 2.8.1988 und 3.5.1990) auf der Eifelquerbahn unterwegs. Nachfolgend nun mein kurzer Reisebericht von der zweiten Fahrt. Wir schreiben den 2. August 1988.
Koblenz - Andernach - Gerolstein - Koblenz 2. August 1988 |
||||
Koblenz | ab | 11:13 | 12:19 | |
Andernach | an ab |
11:26 11:42 |
12:32 12:40 |
|
Niedermendig | an ab |
12:01 | |
| 12:59 |
|
Mayen Ost | an ab |
12:15 | 13:13 13:37 |
|
Gerolstein | an ab |
15:30 15:52 |
15:46 |
|
Köln | an ab |
17:36 18:05 |
| | |
|
Trier | an ab |
| | |
16:47 17:24 |
|
Koblenz | an | 19:34 | 18:43 |
Eisenbahnalltag wie man es sich auf einer Nebenbahn im Mittelgebirge vorstellt. Ich war bereits vor einem Jahr in der Eifel gewesen. Damals hatte es mir so gut gefallen, daß ich dieses Jahr beschlossen habe der Eifel nochmals einen Besuch abzustatten. Die Eifelstrecke ist außerdem stark stillegungsbedroht, so lohnt sich der Besuch doppelt. Diesmal wollte ich aber nicht wie im letzten Jahr in Gerolstein dastehen und auf meine Rückfahrt aus der Eifel warten, so plante ich die Rückfahrt über Köln. Abfahren wollte ich einen Zug frührer, war es in Andernach doch immer fraglich den Anschlußzug nach Mayen zu erwischen. (Verpätete IC's waren zu jener zeit keine Seltenheit und da wartetetn die Nahverkehrszüge gerne mal in Koblenz. Schließlich läßt man IC-Anschlußreisende nicht auf dem Bahnsteig stehen.)
Wie gesagt um 11:13 ging es nach Andernach. (Mit
einer 141 und Silberlingen - langweeiliger Eisenbahnalltag.) Von hier um
11:42 in Richtung Mayen. Um lange Wartezeiten in Mayen Ost zu vermeiden legte
ich einen Fotohalt in Niedermendig ein. Um 12:59 ging es dann nach Mayen Ost. Zu
jener Zeit waren 212er des Bw Koblenz-Mosel mit 4-Achser Umbauwagen als
Pendelgarnuturen auf der Strecke im Einsatz. In Mayen Ost zeigte sich 212 001
bei Rangierarbeiten, was einem die Wartezeit auf den um 13:37 abfahrenden Zug
nach Gerolstein etwas belebte. Auf der Strecke nach Gerolstein finden
sich 211er mit Silberlingen und Schinenbusse z. Bsp.: 7052 (5:13 ab Mayen) im
Einsatz. Lokbespannt ist mein Zug, der um sieben nach halb zwei mit 211 und zwei
Silberlingen (BDn - alter Steuerwagen und Bn) Mayen verläßt. Vor mir liegen
67km Strecke in fast zwei Stunden.
Es sei nun an's Mayener Viadukt erinnert. Im
Abschnitt Mayen-West - Monreal taucht die Strecke in eine Bilderbuchlandschaft
ein. Die nun folgende ländliche Idylle ist nicht zu übersehen. - Eifel live.
Betriebshöhepunkte der Fahrt sind die Schienenbuskreuzung in Kaisersesch und
Daun mit dem obligatorischen Gepäckwechsel. Waldabschnitte, Wiesen mit
Violetten Astern, Seen und alles in einer Scheiß Landidylle. Die Blicke sind
ständig beschäftigt. Besonders zu erwähnen seien noch die letzten 15km vor
Gerolstein, die Landschaftlich sehr reizvoll sind.
In Gerolstein wurde ich schon mit Kerb und den Trierer 215er begrüßt. Achtung, hier wacht die Bahnpolizei und ahndet das Überschreiten der Gleisanlangen gemäß §§ 62/640 EBO mit 20,- DM Bußgeld. Der etwas unfreiwillige Besuch auf der Polizeiinspektion stellte die Weiterfahrt um 15:52 in Frage. Hier zeigte sich die Ironie des Schicksals. Letztlich wurde ich zum Bahnsteig eskortiert. Die Beamten hatten den Zug aufgehalten, der nun leicht verspätet mit mir die Fahrt durch die Hocheifel nach Köln fortsetzte. (Bei meinem ersten Besuch wählte ich die Variante über Trier und die Moselstrecke nach Köln zurückzufahren, war beim Erstbesuch sicherlich die empfehlene Variante. Die Schönheit der Fahrt über die Hocheifel nach Köln läßt vom Landschaftsbild keine Wünsche offen. Der Mehrwert der Fahrt über Trier besteht jedoch in der Nutzung von D 2136 (Münster - Köln - Trier). Die Züge verkehrten seinerzeit mit den zeitgemäßen Am, Bm und BDm - Garnituren jeweils gezogen von einer 215 des Bw Trier-Ehrang.)
In Köln angekommen nach einer weiteren
schönen Fahrt durch die Hocheifel legte ich einen Spaziergang durch die
Innenstadt als Kontrastprogramm ein. Dabei durfte ein Besuch der Deutzer Brücke
nicht fehlen. Die Rückfahrt gestaltete sich wegen der auftretenden
Verspätungen mit zahlreichen Überholungen. Um ca. 19:45 war Koblenz erreicht.
Es war ein langer Tag, der sich in jedem Fall gelohnt hat, denn solche
Eindrücke wieder zu erlangen wird schwierig sein.
Im nachhinein sicherlich ware Worte. Wie schon oben erwähnt konnte ich die Fahrt noch einmal 1990 wiederholen. Sei 1991 gehört dieses Stück Eisenbahnleben jedoch der Vergangenheit an. Doch die touristische Nutzung der Eifelquerbahn ist dank der Eifelbahn e.V. durch Sonderfahrten heute sicherlich noch möglich. Vielleicht entdeckt man noch heute hier ein vergessenes Stück Deutschland.
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© by Schupp-Villmar