Bundesbahn 'Die DB der 80iger'
540 Koblenz - Limburg - Gießen
Streckenchronik
Die Gewinnung zahlreiche Rohstoffvorkommen an Eisenerz, Kalk, Marmor, Schiefer, ... und das damit verbundene Güteraufkommen trieben die Schiffbarmachung der Lahn voran. Bereits 1810 war die Lahn von Weilburg bis zur Mündung schiffbar. Hochwasser und starke Eisbildung schränkten den Transport stark ein. Schnell wurden Stimmen laut, mit der Eisenbahn ein effektiveres Mittel zur Massengutbeförderung zu nutzen. Den geographischen Schwierigkeiten, die das stellenweise sehr enge Lahntal mit sich brachte, zu trotz war es der Limburger Moritz Hilf, der der Lahntalbahn seine Handschrift auferlegte. Neben zahlreichen Brücken und Tunnels ist die geschickte Streckenführung und die bedeutungsorientierte Gestaltung der Bahnhofsanlagen hervorzuheben. So ist noch heute die einstige Bedeutung der jeweiligen Ortschaft am Baustiel ihres Empfangsgebäudes zu erkennen.
Die feierliche Eröffnung des ersten Streckenabschnittes von Oberlahnstein nach Bad Ems erfolgte am 1. Juni 1858. Am 9. Juli 1860 erreichte die Bahn Nassau und am 5. Juli 1962 war der Abschnitt bis Limburg fertiggestellt. Nach im folgenden Winter konnten die Arbeiten durch die Inbetriebnahme bis Weilburg (14. Oktober 1862) bzw. Wetzlar (10. Januar 1863) zum Abschluß gebracht werden. 1879 konnte der Streckenabschnitt Hohenrhein - Niederlahnstein - Koblenz dem Betrieb übergeben werden. Bisher mußte die Züge um Koblenz zu erreichen in Oberlahnstein Kopf machen. Seither nutzen die Züge auch die Horchheimer Brücke um nach Koblenz Hbf zu gelangen.
Bis 1882 erfolgte der zweigleisige Ausbau der Strecke um dem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden. Mit dem Gesetz vom 11. Juni 1873 wurde der kürzesten Verbindung von Berlin über Wetzlar, Koblenz, Trier nach Metz hohe strategische Bedeutung befohlen. Die Kanonenbahn war projektiert und sollte in den anstehenden zwei Weltkriegen zahlreiche Militärzüge durchs Lahntal führen. Neben dem überregionalen Güterverkehr führte es auch überregionale Schnellzüge durchs Lahntal. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges bildeten die Schnellzüge die Relation Berlin Staatsbahn - Metz.
Nach dem Krieg wies die Strecke insbes. in ihren Knotenbahnhöfen Gießen, Wetzlar, Limburg und Koblenz starke Zerstörungen aus. Die französische Besatzungsmacht zeigte zudem wenig Interesse an einem Wiederaufbau des westlichen Abschnittes Limburg - Koblenz und errichtete ihn stellenweise nur eingleisig. Die Relation Gießen - Koblenz ist seither vom regionalen Verkehr nach Gießen, Limburg und Koblenz geprägt. Die wenigen Eilzüge verbanden zusätzlich Fulda und Kassel mit dem Lahntal. Natürlich gab es auch eine Ausnahme. Der E575 / E576, später E1570 / E1571 bzw. E2070 / E2071, besser als Westerländer bekannt, war über zwei Jahrzehnte die Starleistung auf der Lahn. Mit dem Laufweg Trier (später Luxemburg) - Gießen - Kassel - Hamburg - Westerland brachte er manchen Lahntaler in den Sommerurlaub auf die Insel. Mit dem Sommerfahrplan 1979 waren auch seine Zeiten gezählt. Als weitere bedeutende Leistung ist der D 356 / D357 Gießen - Paris zu nennen. Die Blühte war nur kurz, jedoch hatte man zwischen 1972 und 1976 die Möglichkeit auch per Speisewagen durchs Lahntal zu reisen. Mit der Baureihe 50 befanden sich die letzten Fahrzeuge einer Generation im Bw Limburg. Sie waren sowohl im Personenverkehr, als auch vor Durchgangsgüterzügen zu finden. Mit einer Abschiedsfahrt am 28. Oktober 1973 endete der Dampflokbetrieb auf der Lahntalbahn, die BD Frankfurt war dampffrei.
Der Personenverkehr wurde von hieran mit den Baureihen 211, 212, 213 und 216 erledigt. Unterstützt wurden sie dabei von Triebwagen der Baureihen 515, 517 und 798. Die Fahrzeuge stammten aus den Bw's Gießen, Limburg und Koblenz-Mosel. An Personenwagen waren neben Silberlingen (ABn, Bn und BDn), 3- und 4-achser Umbauwagen (AByg, Byg und BDyg), yl-Garnituren (AByl, Byl und BDyl) auch Behelfspackwagen (MDyg) zu beobachten. Schnellzugwagen (Bm,...) gelangten in Ausnahmefällen und als Kurswagen ins Lahntal.
Seit 1977 setzte das Bw Gießen zunehmend lokbespannte Einheiten auf der Lahntalbahn ein. Auch verschwanden Ende der 70iger Jahre die 3-Achser Umbauwagen und die 795er, welche zuletzt von Gießen - Albshausen - Grävenwiesbach ihren Dienst fronten. Zum Sommerfahrplan 1980 mußten 515, 517 und 798 den überwiegenden Teil ihrer Leistungen aufgeben. Durchgehende Eilzüge und Pendlerzüge waren nun lokbespannt und die Triebwagen in die Tagesrandlagen und auf die Nebenstrecken in Taunus und Westerwald verbannt.
Das nun vorherschende Bild sollte über fast ein Jahrzehnt konstant bleiben und zwischen Telegraphenmasten und Formsignalen nachhaltig das Bild der Lahntalbahn prägen. Fast unscheinbar klingt da der Abgang der Limburger 517 (1983/84). Mit einer dicken Träne verbunden war da schon der letzte Einsatz eines Speichertriebwagens des Bw Limburg. Nach 79 Jahren besiegelte der sonntägliche N 6909 von Koblenz nach Limburg das Kapitel. Am nächsten Sonntag übernahm ein Schienenbus die Leistung. 1987 endete vorerst der Einsatz der Gießener 211. Sie sollten in den 90iger Jahren wieder nach Gießen kommen, jedoch nicht an die Lahn.
Mit der zunehmenden Schließung der Grubenanlagen verlor der Güterverkehr und damit zahlreiche Tarifpunkte schon seit den frühen 50iger Jahren ihre einstige Bedeutung. Viele mußten letztlich ganz geschlossen werden. Hier sind neben Friedrichssegen, Bad Ems West, Laurenburg, Rupbach, Schafstall, Fürfurt, Guntersau und Albshausen zu nennen. Die Grubenanlagen verschwanden nach und nach von der Bildfläche. Zuletzt war noch zu Beginn der 80iger Jahre Albshausen erhalten.
Nach dem Ableben des überregionalen Personenzugverkehrs endete Ende der 70iger Jahre auch der Durchgangsgüterzugverkehr, der zuletzt von den Baureihen 211 (!) und 216 getätigt wurde. In Folge dessen wird im Mai 1983 der Streckenabschnitt Hohenrhein - Oberlahnstein stillgelegt und bis 1985 teilweise abgebaut. Es blieben die Nahgüterzüge, welche von Limburg aus, mit den Baureihen 211, 212, 213 und 216 bespannt, die anfallende Güter nach Wetzlar / Gießen bzw. Koblenz brachten. Im Winterfahrplan 1980/81 waren folgende Ng's an der Lahn anzutreffen:
Gag | W [Sa] | ? | ? - Limburg - Lahnstein - ? |
Ng 63225 | W [nS] | 216 | Koblenz Lützel - Limburg |
Ng 63226 | W [nS] | 216 | Limburg - Koblenz Lützel |
Ng 63227 | S | 216 | Koblenz Lützel - Limburg |
Ng 63228 | W [Sa] | 216 | Limburg - Koblenz Lützel |
Ng 63229 | W [nS+Sa] | 216 | Koblenz Lützel - Limburg |
Ng 63561 | W [Sa] | 216 | Limburg - Wetzlar - ? |
Ng 63563 | W [Sa] | ? | Limburg - Wetzlar - ? |
Für den Rangierdienst standen die Baureihen 260, 323, 332 und 333 zur Verfügung. Bis Aumenau wurden die Güter über Weilburg, Gießen abgefahren. Villmar, Kerkerbach, Fachingen und Balduinstein werden von Limburg aus bedient. Hier werden die Limburger Maschienen stellenweise von Gießener 213er unterstützt. Nassau bedient Bad Ems und fahrt dann über Limburg die Güter ab. Basalte, Tone und andere Güter aus dem Westerwald werden hauptsächlich über Limburg - Frankfurt abgefahren, nachdem die Strecke elektrifiziert war. Als wesentliche Tarifpunkte sind bis dato zu nennen: |
Löhnberg | Tonverladung | Tonbrüche |
Weilburg | regionale Güter | |
Aumenau | regionale Güter | |
Villmar | Marmor, regionale Güter | Natursteinwerk Villmar |
Kerkerbach | Kalk | Klakwerk in Dehrn |
Fachingen | Mineralwasser | Mineralbrunnen in Fachingen |
Balduinstein | Naturstein | Natursteinwerk Balduinstein |
Nassau | regionale Güter | Firma Leifeit |
Bad Ems | - |
Von Rationalisierung war im Lahntal wenig zu spüren. Stellwerke wie in Stockhausen, Aumenau, Villmar, Diez, Laurenburg und Obernhof werden zwar aufgelassen. Im Mai 1988 wird der Hp Horchheimer Brücke geschlossen, doch viele Ideen der Direktion bleiben in Frankfurt. Zum Glück, denn Formsignale, Telegraphenleitung (seit 1978 nur noch zwischen Niederlahnstein und Diez) und zahlreiche bodengleiche Bahnsteige zeichnen die Strecke bis heute aus.
Phototips
Koblenz | abends, von der Straßenbrücke auf die Horchheimerbrücke, ¯ KKO | |
Friedrichssegen | in bestem Licht zeigt sich der Bf abends von der Rampe vis a vis, ¯ KKO | |
Miellen | morgens, Wiese neben der Strecke zwischen
Dorfkneipe und Schweizertal, ¯ KKO mittags, zwar nicht voll in der Sonne, doch im mittäglichem Schatten ist der Posten 55 immer ein Bild wert, stelle man sich parallel zur Strecke in Höhe des Postamtes, ¯ FG |
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Nievern | mittags, auf der Straße nach Miellen kurz hinter dem Bahnübergang auf einfahrenden Zug, Bü, EG und mehr, ¯ KKO | |
Bad Ems | leider scheint nur im Sommer zu später
Stunde auf den Schrankenposten unterhalb der Mahlbergbahn
- wenn dann noch mal 212 109-3 mit ihren yg's vorbeikäme
¯ KKO gegen 11 zeigt sich der Mittelbahnsteig in
Ems in gutem Licht, ¯
FG, es bieten sich die Möglichkeiten
die Hallenkonstruktion, den Bahnsteig mit nach links
ausfallender Strecke oder Eo festzuhalten. |
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Dausenau | vom Limburger Bahnsteig abends auf das EG und sich anschließende Straßenüberführung mit einfahrendem Zug, ¯ KKO | |
Nassau | morgens, vom anderen Lahnufer im Nachschuß
auf die Lahnbrücke, ¯ KKO nachmittags, aus der Bahnsteigüberdachung auf Burg und einfahrenden Zug ¯ FG, im Gegenlicht |
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Obernhof | abends, von der Lahnbrücke aus auf diese
und Bahnhofsbereich, ¯ KKO mittags, auf EG und ASig, ¯ KKO |
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Laurenburg | mittags, oberhalb Bü auf Bü und EG, ¯ KKO | |
Balduinstein |
abends, auf Wiesen gegenüber Cramberger Tunnel auf ausfahrenden Abendzug und Kraftwerk, ¯ KKO nachmittags, Blick von der Lahnbrücke auf Lahnanlage und Ort ¯ KKO oder ¯ FG abends, Blick vom Bahnsteig auf EG, Bü und Schaumburg mit einfahrenden Zug ¯ FG (Variante mit Bahnsteigdach) |
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Fachingen | mittags, Blick vom Bahndamm (rechtslahnig)
auf Lahnbrücke und Mineralwasserwerk, ¯ KKO morgens, Blick Flußufer (linkslahnig) auf Lahnbrücke, ¯ KKO oder ¯ FG |
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Diez | nachmittags, Dammabschnitt oberhalb der Lahn in Richtung Fachingen (zu erreichen über Straße nach Fachingen und Abstieg durch den Wald), ¯ KKO | |
Kerkerbach | morgens Blick auf Übergabe von Rampe unterhalb EG, ¯ FKB | |
Runkel | mittags, Blick auf Schadeck und ESig am km
45,1, ¯ KKO morgens, Ausfahrt aus Bf vom anderen Lahnufer mit Blick auf Ort und Burg, ¯ FG |
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Villmar | mittags, von Villmars Höhen (Am Kiesel) mit
Blick auf Lahn und Bahnhof in Gesamtansicht, ¯ KKO morgens, von Steg / Lahnbrücke mit Blick auf EG oder von Gleis 3 mit Blick auf Marmorwerk, ¯ KKO nachmittags, Blick aus Marmorwerk auf Marmorblöcke, Kran, Hallen und Vo, ¯ KKO |
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Arfurt | abends, von Weg nach Arfurt mit Blick auf Vsig, Strecke und Hp im Hintergrund, ¯ KKO nachmittags, vom Weilburger Bahnsteig auf EG mit Bahnhofsschild im Vordergrund, ¯ KKO abends, vom Bahndamm auf VSig und Lahnbrücke, ¯ KKO |
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Aumenau | mittags, aus dem Bahnhofsvorfeld auf Stellwerk und EG mit Vorfeld und Kirche | |
Fürfurt | abends, von der Schleuseninsel auf Strecke und Blocksignale, ¯ KKO | |
Gräveneck | morgens, vom Sägewerk auf Bü und Strecke, ¯ KKO | |
Weilburg |
mittags, vom Damm der ehemaligen Strecke nach Grävenwiesbach mit Ortsansicht, ¯ KKO sei froh um jede abendliche Fahrt in Gleis 3 |
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Löhnberg | morgens, Blick vom Speicherhaus, Bü und Bf, ¯ KKO | |
Stockhausen |
nachmittags, Blick vom Vorfeldgewirr auf EG und Fahrgastwechsel |
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Gießen | mittags, Bahnhofgebäude von Gleis 11 aus , ¯ FG |
Streckenfahrt
Der 18. November 1989 war ein typischer Novembermorgen, Nebel und Kälte lag über Koblenz. Das Personal hatte viel zu tun, den Laden in Schwung zu bringen. Es war der erste durchgehende Zug von Koblenz nach Gießen, der N 3753 der an jenem Samstag bestehend aus 212 (t/b), zwei Silberlingen und viel Kälte um 6:43 die Fahrt nach Gießen aufnehmen sollte.
Gut 10 min nach Plan war die Garnitur dann fertig gemeldet und wir verließen Koblenz Hbf. Lieber das Fenster zu lassen, denn das warten auf dem Bahnsteig hatte einen ganz schön durchgefroren. Auch der Zugführer trabt lieber erst einmal ans Zugende, bevor er sich zu seiner Tasche ins 1. Klasse Abteil gesellt.
Auf der Maschine waren wohl schon die ersten Anzeichen von Heizleistung zu spüren, und der Tf konnte sich' s gemütlich machen. Fahrgäste auf dem kalten und damit harten Kunstlederbezug sind rar, schließlich ist es noch früh und das Lahntal liegt im Novembernebel. Die Lahnbrücken und das surren der Radreifen in den Kurven scheinen das Tal zu wecken. Langsam kann auch der Zf auf strohgefüttertem Plüsch unterm gelben 1. Klassestreifen die Kutte ablegen. Leider langt heute die Zeit nicht für den üblichen Plausch mit dem Fdl. Doch Grußpflicht herrscht allemal.
In Limburg hatten wie die Verspätung fast drin und ich kletterte auf den Führerstand. Ein ölig, warmer Duft stieg einem in die Nase, während beim Blick aus dem Fenster der kalte Frühnebel ins Gesicht blies. Durch den Emmericher Tunnel dröhnte die 212 und wir erreichten Kerkerbach. Noch immer lag das in morgendlicher Ruhe als wir kurze Zeit später unterhalb Schadeck rechts auf Runkel blicken. Was sich nun auf dem folgenden Abschnitt bis Arfurt ereignet machte die Fahrt unvergessen. Manchmal gestaltet die Natur sich eben unvergeßlich. Wir verlassen Runkel und Blicken noch zurück zur Burg, die nun da sich der Nebel etwas gehoben hat schemenhaft zu erkennen ist. Vor uns liegt das Lahntal, Nebelbänke fliegen uns entgegen. Kurz vor Villmar reißt der Himmel auf. Links liegt der König-Konrad Felsen noch in Nebelreste gepackt. Klar und in bestem Morgenlicht liegt der Ort vor uns das Wehr, Peter und Paul, die Marmorbrücke. Ich war geplättet von dem unerwarteten Ausblick, war der Morgen doch von Nebel und Kälte geprägt und schien plötzlich die Sonne ins Führerhaus. Richtung Bahnhof und Marmorwerk verdichteten sich die Nebelschwaden. Beim Halt mischte sich das Rauschen des Wehres unter den Daimler der 212, eindrucksvolle Stille in der überraschenden Naturereignisse. Auf der weiteren Fahrt lichtete sich der Nebel nun zunehmend und bescherte uns einen klaren und sonnigen Herbsttag.
Es sollte nicht das letzte interessante Wetterverhältnis in Villmar gewesen sein. In den letzten zehn Jahren könnte ich des öfteren in Villmar ein interessantes Spiel zwischen Sonne und Nebel beobachten. Sicherlich ein Geheimtip für Fotographen, gehört jedoch immer noch eine erhebliche Portion Glück dazu. Die Ereignisse und Eindrücke gerade in diesem Bereich der Lahntalbahn haben einen wesentlichen Anstoß zum Bau der Hausanlage gegeben.
Linkempfehlung
Literatur
© by Schupp, Villmar