Bundesbahn 'Die DB der 80iger'
365 Betzdorf - Dillenburg
Streckenchronik
Bereits im Jahr 1845 begannen Überlegungen die Zentren Köln und Frankfurt mit einer Eisenbahnverbindung über den Westerwald zu verbinden. Gegenüber der Variante über Altenkirchen - Hachenburg - Limburg - Wiesbaden war es die Erschließung der Erzvorkommen und die aufstrebende Industrie an Sieg, Dill und Lahn, sowie deren Anbindung an das Ruhrgebiet, die für eine Variante entlang von Sieg, Heller und Dill nach Gießen sprach. Damit konnten zugleich topographische und klimatische Schwierigkeiten der Westerwaldvariante umgangen werden und zugleich Siegen mit einer Stichbahn angebunden werden. Die 1854 genehmigte Strecke führte von Köln durch das Siegtal nach Betzdorf. Hier zweigte die Strecke vom Streckenlauf der Sieg ab und führte durch das Hellertal nach Haiger. Von hier über Dillenburg durch das Dilltal nach Gießen. Am 1.7.1861 konnte der Teilabschnitt Betzdorf - Burbach in Betrieb genommen wurden. Am 12.1.1862 folgte der Abschnitt Burbach - Dillenburg ( - Gießen). Damit war 1862 die Gesamtverbindung Köln - Gießen in Betrieb. Die zunächst eingleisige Strecke wurde 1870 auf dem gesamten Streckenabschnitt zweigleisig. Siegen war bis dato über die Stichbahn von Betzdorf zu erreichen. Als nach dem ersten Weltkrieg die Verbindungsbahn von Siegen nach Haiger gebaut wurde, verlor der Streckenabschnitt Betzdorf - Haiger zunehmend an Bedeutung. Sie diente jedoch weiterhin als Direktverbindung Köln - Gießen - Frankfurt.
In den 50iger Jahren wurden dann Personenzüge
der Relation Köln - Gießen generell über Siegen geleitet. Damit war der
Personenverkehr der KBS nur noch von regionaler Bedeutung. 1953 setzte man zur
Kostenoptimierung außschließlich Schienenomnibusse (VT 95) ein. Für den
Schienenomnibusbetrieb entstanden zusätzlich 13 neue Haltestellen (Grünebacherhütte,
Grünebach-Süd, Sassenroth, Königstollen, Struthütten, Altenseelbach,
Zeppenfeld, Wiederstein, Würgendorf-Ort, Holzhausen (Krs. Siegen), Allendorf (Dillkr.)
und Haiger-Obertor). Die Fahrzeuge waren zunächst beim Bw Gießen beheimatet.
Ab 1959 wurden die Fahrzeuge dann dem Bw Betzdorf zugeordnet und zugleich durch
die 798er, ebenfalls Bw Betzdorf, unterstützt. An diesem Erscheinungsbild
änderte sich über die folgenden Jahrzehnte nur wenig. Einschneidend für den
Personenverkehr war die Stillegung der KBS 416 (Dieringhausen - Olpe) und die
KBS 361 auf dem Abschnitt Olpe - Kirchen und der damit verbundene Abstellung der
795er des Bw Betzdorf im Jahre 1980. Die verbleibenden 798er sollten der Strecke noch bis in die 90iger Jahre hin treu bleiben. Sogar lokbespannte
Personenzugleistungen soll es in den 80igern gegeben haben. Jedenfalls
verspricht dies das Kursbuch Winter 80/81, welches das Zugpaar 6904 / 6909 als
nur 2. Klasse ausweist. Nähere Angaben liegen leider nicht vor.
Diese vergleichsweise fortschritliche Betriebsweise hielt den zunehmenden Untergang nicht auf. Bereits in den 60iger Jahren beginnt man zwischen Würgendorf und Neunkirchen mit dem eingleisigen Rückbau der Strecke. Dieser zieht sich über die ganze Strecke fort. 1987 wird mit Herdorf - Betzdorf auch der letzte Abschnitt eingleisig betrieben wird. Interessanterweise verzichtet man auf den Abschnitten Betzdorf - Herdorf und Würgendorf - Haiger auf den Rückbau des zweiten Streckengleises und nutzte abwechselnd das jeweils besser erhaltenen Gleis.
Allein Namen wie
Grünebererhütte, Struthütten,
Friedrichshütte oder Königsstollen zeugen von der ansässigen Bergbau- und
Schwerindustrie. Zwangsläufig prägte dies auch den Güterverkehr. Ferner zeichnete die Verbindung Betzdorf - Dillenburg für den
Durchgangsgüterverkehr die vorteilhaftere Variante, da sie kürzer war und ohne
den eingleisigen Engpaß Siegen - Siegen Ost auskam. Glanzvolle Zeiten für
Dampflokfreunde längs der Strecke mit den beiden Groß-Bw's Dillenburg und
Betzdorf. MIt dem Abgang der Baureihen 44 und 50 bis 1976 übernahmen
Großdiesellokomotien den Dienst. Mit der Elektrifizierung der Siegstrecke 1980
verschwanden die Durchgangsgüterzüge von der Strecke. Das Umspannen der
elektrischen Traktion war schlicht unattraktive. Auch das regionale
Güteraufkommen sank kontinuierlich mit dem Untergang der Schwerindustrie. Das
anfallende Güteraufkommen kann in den 80igern bequem von Betzdorf aus mit den dort
vorhandenen Baureihen 260 bzw. 290 abgefahren werden.
Streckenleben
Ein Streckenleben mit dem Geruch der einzigen zweigleisigen Strecke durch ein ehemaliges Schwerindustriegebiet. Der Rückblick auf ruhmhafte Zeiten der Friedrichshütte (vgl. Die Eisenbahn in Betzdorf S. 206) mit dem in den schon 80igern fast planierten Bahngelände, auf dem sich lediglich eine einige Hibs299 sich tummeln läßt den vergangen Ruhm erahnen.
Aber auch ein Streckenleben mit purer
Schienenbusromantik. Die zahlreichen Schienenbushaltestellen bieten tolle Motive
und es hat einfach Spaß gemacht längs der Strecke sein Photo zu schießen. Das
Ganze hat durch die einst zweigleisige Strecke seine ganz individuelle Note.
Keine Nebenbahn, keine richtige Hauptbahn, eben die ehemalige Hauptbahn KBS 365.
Für Abwechslung sorgen die Bahnhöfe Herdorf oder Würgendorf, die durch den
eingleisigen Betrieb an Leben gewannen. Bei Würgendorf muß ich aber auch etwas
grinsen und an jenes Photo denken, als der Tf meinte er solle vor Plan
weiterfahren. Schicksal - meine Tasche und jegliche Gegenstände standen im 796.
796 bedeutet natürlich auch Türschließautomatik, also half nur heftiges
Winken, mitlaufen und seitliches Festhalten, bis der Tf mich bemerkte. Die ganze
Aktion erfolgte natürlich nicht ohne das Gelächter der anwesenden Photographen
- gehässiges Volk.
Phototips
Betzdorf | Einfahrt in den Bf von Gleis 106 aus, ¯ EBZ mittags |
Grünebacherhütte | Tunnelausfahrt mit Stellwerk (Doppelausfahrt mit KBS 422 möglich), ¯ FDIL 10 Uhr |
Königsstollen | Hp im Abendlicht mit Tunnel und VSig Herdorf, ¯ EBZ abends spät |
Herdorf | Bf mit EG vom Bahnsteig aus, ¯ EBZ 14 Uhr |
Struthütten | Hp mit Brücke und VSig Herdorf, ¯ FDIL morgens früh |
Altenseelbach | vom Feld nach dem Hp mit Blick auf den Hp, ¯ FDIL morgens |
Würgendorf | Bf mit EG und Gleisfeld, ¯ FDIL morgens bzw. ¯ EBZ nachmittags |
Niederndesselndorf | Blick auf den
in der Kurve gelegenen Hp incl. Fahrgastwechsel, ¯
FDIL morgens
|
Haiger | Vorfeld des
Bahnhof mit Güterverladung Richtung Breitscheid (KBS 367) und
Zugfahrt Richtung Betzdorf in der linken Bildhälfte, ¯
EBZ nachmittags
Bf und Bahnsteig, ¯ FDIL 11 Uhr |
Linkempfehlung
Literatur
© by Schupp, Villmar