Bundesbahn 'Die DB der 80iger'

AByl, Byl, BDyl  Mitteleinstiegswagen

Fahrzeugchronik

Bauzeichnung der yl-Varianten nach DS939/3Mit Ende des zweiten Weltkrieges bestand bei der Deutschen Bundesbahn ein akuter Bedarf an Personenwagen für den Eilzug- und Städtschnellverkehr. Von 1952 bis 1954 beschaffte die Deutsche Bundesbahn yl-Wagen in größerer Stückzahl. Neben den gewöhnlichen Endeinstiegen verfügen die Wagen zusätzlich einen Mitteleinstieg mit Doppeltüren, die den Fahrzeugen ihren Namen verdankt. Durch diese Türen soll der Fahrgastwechsel vor allem im Städteschnellverkehr beschleunigt werden. Die Fahrzeuge sind als Ganzstahlausführung gearbeitet und verfügen über die heuten üblichen Gummiwülsten an den Stirnwändenübergängen ausgerüstet. Die Fahrzeuge verfügen über Drehgestelle der Bauart Minden Deutz.

Für die Bauart 411 wurde bereits 1951 ein Prototyp erstellt. Von 1952 bis 1954 wurden von der Deutschen Bundesbahn insgesamt 259 Stück in Auftrag gegeben. Der AByl 411 verfügt über zwei erste Klasse Großraumabteile mit 18 und 12 Polstersitzen. Bei den 30 Polstersitzen in der ersten Wagenklasse darf sich der Reisende sich auf mit rotem und grünem Plüsch bezogenen vollgefederten Sitzen freuen. Die zweite Wagenhälfte ist mit einem zweiten Klasse Großraumabteil ausgerüstet und bietet 38 Sitzplätze. An den Wagenenden befinden sich in den Einstiegsräumen Toiletten, sowie an einem Ende eine Zugführerkabine.

Für die Bauart 421, 422 und 436 entstanden 1951 zwei Prototypen. Einer davon war mit zurückgesetzten Endeinstiegen und Führerstand ausgestattet. Die Fahrzeuge konnten dann von 1952 an in einer Stückzahl von 320 Exemplaren in Serie gehen. Eine 2+2 Sitzanordnung ermöglichten 84 Fahrgästen der zweiten Wagenklasse eine Sitzgelegenheit. Die Bauart 436 verfügt zusätzlich an einem Kopfende einen Führerstand. Der Einstieg musste hierzu in Richtung Großraumabteil verlegt werden und die übliche Toilette musste entfallen. Der Übergang am Führerstandsende war durch ein Gummiwulst sichergestellt. Stellenweile wurden die angesprochenen Führerstände zurückgebaut. Die so entstandenen Wagen wurden als Bauart 422 eingereiht.

Für den Einsatz vor Wendezügen beschaffte die Deutsche Bundesbahn 1953 und 1954 29 Mitteleinstiegswagen mit einem Großraumabteil der zweiten Wagenklasse mit 46 Sitzplätzen, Gepäckraum und Steuerabteil. Die Bauart 456 verfügt über 22 Sitzplätze im Gepäckraum, welcher durch einen Seitengang vom Einstiegsraum abgetrennt ist. Im Wagenkopf befindet sich ein Dienstabteil mit dem Führerstand. Bei den ab 1954 in Dienst gestellten Wagen der Baurat 457 wurde auf den Seitengang und die Bestuhlung im Gepäckraum verzichtet und vergrößert so den verfügbaren Gepäckraum. Die Deutsche Bundesbahn lässt stellenweise die Führerstandseinrichtungen in den Wagen ausbauen und reiht die Fahrzeuge als Bauart 458 und 459 ein.

Fahrzeugbauarten

Die aufgezeigten Bauarten zeigen die unterschiedlichsten Bauformen der ‚Ypsilon Ludwigs’. Nachfolgend seien sie nochmals zusammengefasst.

Bauart

Nummernreihung

Stückzahl

Beschreibung

Anmerkungen

AByl(b) 411

50 80 30-11 002 .. 260
50 80 30-03 260

259

1. und 2. Klasse Mitteleinstiegswagen

 

Byl(b) 421

50 80 21-11 101 .. 422

320

2. Klasse Mitteleinstiegswagen

 

Byl(b) 422

50 80 21-11 600 .. 650

50

2. Klasse Mitteleinstiegswagen und Führerstand an einem Wagenende, der jedoch zurückgebaut wurde

 

Bylf 436

50 80 21-11 600 .. 650

50

2. Klasse Mitteleinstiegswagen und Führerstand an einem Wagenende

 

DBylsf 456

50 80 82-11 001 .. 029

29

2. Klasse Mitteleinstiegswagen mit Gepäckabteil und Führerstand
Gepäckabteil durch Seitengang getrennt

 

DByl(b) 458

2. Klasse Mitteleinstiegswagen mit Gepäckabteil und rückgebautem Seitengang und Führerstand

Nummernreihung fortlaufend mit Bauart 456

DBylf 457

50 80 82-11 030 .. 067

38

2. Klasse Mitteleinstiegswagen mit Gepäckabteil und Führerstand

 

DByl(b) 459

2. Klasse Mitteleinstiegswagen mit Gepäckabteil und rückgebautem Führerstand

Nummernreihung fortlaufend mit Bauart 457

Fahrzeugalltag

Eine Byl Garnutur wartet in Koblenz Hbf auf ihren nächsten Einsatz 'auf der Lahn'.Die neu beschafften Fahrzeuge wurden von der Deutschen Bundesbahn anfangs hochwertiger als ihr eigentliches Einsatzgebiet genutzt. Der Dienst im Schnellzugverkehr und hochwertigen Eilzugdienst, wie dem Heckenwendeeilzug oder dem Westerländer, war in den 50iger Jahren das Haupteinsatzgebiet der Fahrzeuge. Die Nutzung für den Städtschnellverkehr trat erst in den 60iger Jahren in den Vordergrund. Bis zu ihrem Ableben blieben die Fahrzeuge ihrem Einsatzgebiet dem Eilzug und Nahverkehrszugbetrieb treu. Die Stückzahlen begannen in den 70iger Jahren sich zu dezimieren und schließlich konzentrierten sich die Einsätze auf gezielte Heimatbahnhöfe, wie zum Beispiel Gießen. Nach dem Rückzug aus Betriebsalltag der Deutschen Bundesbahn erhielten die Fahrzeuge mit der deutschen Einheit ihre letzte große Aufgabe.

Die Fahrt im ‚Ypsilon Ludwig’ überrascht zuerst durch die Laufruhe für ein Fahrzeug aus den frühen 50iger Jahren. Verantwortlich zeichnen sich hier die Verwendeten Minden Deutz Drehgestelle und die 26,4 m Bauart. Die zweite Wagenklasse lässt einen bei längeren Fahrten ein Silberlingfahrgefühl aufkommen. Dieser Eindruck schwindet schnell, wenn man sich zum Ausgang begibt. Die großzügigen Vorräume und die markanten Drehtüren, sowie die Türanordnung verraten den ‚Ypsilon Ludwig’. Die Ausstattung der ersten Wagenklasse mit den großzügigen Sitzanordnungen bringen Komfort auch auf die Nebenstrecken. Eine Bequemlichkeit, die den Preis der Wagenklasse seinerzeit als gerechtfertigt erschienen lies. Das Kapitel der Gepäckabteilvarianten ist als spannend zu bezeichnen. Die im Betriebsalltag auftretenden Reihungsvarianten vergrößerte sich ungemein mit zunehmenden Alter der Fahrzeuge. Rückgebaute oder unbenutzte Führerstände ließen den DByl in vielseitiger Reihung erscheinen.

Die Fahrzeuge waren neben dem klassischen grün ab 1974 auch in der türkis beige Farbgebung zu beobachten. Bis 1979 wurden die Fahrzeugunterkanten schwarz lackiert. Ab diesem Zeitpunkt türkis.

Linkempfehlung

Literatur


© by Schupp, Villmar